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Kein Job für Weicheier – der Hafenmeister stellt sich vor

Wenn Timo Kiekow durch seinen Hafen Dagebüll fährt, achtet er auf jede Kleinigkeit. Nichts entgeht ihm. Er ist seit 2011 Hafenmeister in Dagebüll. Und verantwortlich dafür, dass im Hafen alles perfekt läuft.

Der Hafenmeister im Gespräch

Herr Kiekow, was macht ein Hafenmeister genau?

„Vorab sollte man erklären, dass die offizielle Berufsbezeichnung „Hafen-Betriebsleiter" lautet. Aber „Hafenmeister" hat sich im Laufe der Jahrzehnte durchgesetzt und klingt einfach besser. Kurz gesagt sorgt der Hafenmeister dafür, dass alles im Hafen funktioniert. Zusammen mit meinem Team bin ich dafür verantwortlich, dass unsere Kunden zu jeder Zeit einen sauberen und technisch einwandfreien Hafen vorfinden."

Aus Filmen kennt man den Hafenmeister als rauhen Seebären im Kapitäns-Outfit – wo ist Ihre Kapitänsmütze?

„In der Tat war der Hafenmeister früher immer ein Kapitän mit seemännischem Patent, inzwischen hat sich aber die Anforderung an den Beruf als Hafenmeister gewandelt. Es geht viel mehr um Technik und Organisation als um nautisches Wissen. Heute muss der Hafenmeister eine fundierte technische und handwerkliche Ausbildung haben. Ein Kapitänspatent braucht man nicht, aber man sollte natürlich mit den Grundregeln der Seefahrt vertraut sein und die Sprache seiner Gäste und Kunden beherrschen."

Sie sprechen von Kunden, wen meinen Sie damit?

„Zunächst natürlich die vielen Urlauber, die von Dagebüll aus auf die Inseln Föhr und Amrum übersetzen. Dann unsere Tagesgäste, die einfach mal die Faszination eines Fährhafens erleben und die rauhe Seeluft schnuppern wollen. Und ganz wichtig natürlich die Reedereien und Schiffe, die den Hafen anlaufen, allen voran die Wyker Dampfschiffs-Reederei mit ihren großen und modernen Fähren. Insgesamt kommen jedes Jahr ca. 1,7 Millionen Menschen in unseren Hafen, 300.000 Pkw und 45.000 Lkw."

Sind Sie nur für den Hafen Dagebüll zuständig?

„Nein, mein Team und ich betreuen auch den benachbarten Fährhafen Schlüttsiel und die Anleger auf den Halligen Hooge, Langeneß, Oland und Gröde."

Wie sieht der Tagesablauf des Hafenmeisters aus?

„Um 6 Uhr morgens geht es los. Wir fahren alle wichtigen Stellen des Hafens ab, machen eine Technik- und Sichtkontrolle der Anleger, prüfen alle sicherheitsrelevanten Einrichtungen wie z.B. die Nebelanstrahlflächen für die Fähren sowie die übrigen Beleuchtungen des Hafengeländes. Dann achten wir darauf, dass nur autorisierte Schiffe die Anlegestellen nutzen und sich auch nur die Fahrzeuge im Hafengelände aufhalten, die wirklich dorthin gehören. Anschließend kontrollieren wir, ob Strom, Heizung und Klimaanlage in unserem Service-Gebäude „Tor zu den Inseln" funktionieren, und füllen bei Bedarf auch das Info-Material nach. Wenn diese Routinearbeiten beendet sind, können wir uns um anstehende Wartungs- und Reparaturarbeiten kümmern."

Läuft denn jeder Tag ähnlich ab?

„Natürlich nicht – und genau das macht unseren Job ja so abwechslungsreich und interessant. Wir wissen nie, was uns der neue Arbeitstag bringt, denn kleine Katastrophen und Unvorhergesehenes passieren immer wieder. Dann heißt es für uns: schnell reagieren und in kürzester Zeit Lösungen finden. Denn der Betrieb muss ja reibungslos weitergehen."

Wie bereiten Sie sich auf solche Einsätze vor?

„Wir haben eine professionell ausgerüstete Werkstatt, in der wir viele Dinge reparieren oder selbst herstellen können. Unser Ersatzteilelager ist gut sortiert, so dass wir wichtige Teile wie z.B. Hydraulikleitungen und -verbindungen schnell zur Hand haben. Die Einweisungen und Schulungen der Herstellerfirmen erleichtern uns das Erkennen und Beheben von Schäden, und mit den Jahren eignet man sich viele Fähigkeiten an, mit denen man die meisten Probleme hier vor Ort selbst lösen kann.

Welche Eigenschaften sollte ein Hafenmeister besitzen?

„Zunächst mal sollte er handwerklich begabt und geschult sein. Er muss Freude daran haben, eigenständig zu entscheiden und Verantwortung zu übernehmen. Und er muss die nötige Motivation mitbringen, denn wir haben hier keinen normalen 8-Stunden-Job. Wir sind 24 Stunden, 7 Tage in der Woche erreichbar und müssen bereit sein, zu jeder Uhrzeit und bei jedem Wetter unsere Arbeit zu erledigen. Das hier ist kein Job für Weicheier."

Hat man als Hafenmeister denn privat überhaupt noch Lust auf Meer?

„Aber sicher. Ich liebe meinen Beruf und das Meer. Zusammen mit meiner Frau und unseren beiden Kindern mache ich gerne Urlaub auf Amrum. Da kann ich bestens entspannen und neue Kraft tanken."

Schon wieder klingelt das Handy des Hafenmeisters. Ein Notfall der ganz besonders amüsanten Art: Am Fähranleger steht ein polnischer Lkw-Fahrer und möchte nach England übersetzen. Timo Kiekow muss ihm nun erklären, dass er sich wohl doch ein wenig verfahren hat – und er muss ihn schnell und sicher aus dem Hafengelände manövrieren.